Intro

Skateboarding ist für die meisten nicht nur eine Freizeitbeschäftigung – Skateboarding ist eine Lebenseinstellung. Doch viele Menschen denken, dass Skateboarding eine absolut moderne Sache sei, das Skateboards schon immer das Shape und Concave von modernen Street-Decks hatten und wieder andere denken vielleicht, dass der Ollie und verschiedenste Flip-Tricks von Anfang an zum Skaten gehörten. Doch das stimmt so nicht ganz. Skateboarding erlebte viele Höhe-, aber auch Tiefpunkte auf dem Weg zum Lifestyle und Profisport.

Historisch betrachtet durchlebte Skateboarding eine Art „Evolution“. Die wichtigsten Eckpunkte der Geschichte verdeutlichen wir euch in unserer Skateboarding History:

Inhalt
Die 1950er Jahre

Die 1950er Jahre

Bis zum Anfang der 1950er Jahre lässt sich das Surfen als die Quelle des Skateboardens zurückverfolgen. Die Idee war es, das Gefühl des Wellenreitens auf die Straßen zu übertragen, um vor allem den Tageszeiten mit einem schwachen Wellengang zu trotzen. Nicht umsonst wurden die Skateboarder anfänglich als „Asphaltsurfer“ bezeichnet. Die Konstruktion aus verkürzten Surfbrettern, Metallrollen (noch ohne Kugellager), bei denen Rollschuhe als Vorlage dienten, etablierte sich als Erste in Kalifornien. Aber auch auf Hawaii gab es ähnliche Konstruktionen solcher „Ur-Skateboards“. So gelten beide Regionen als die Entstehungsorte des Skateboards.

die ersten Boards

Einen ersten Boom erlebte das Skateboarding Ende der 1950er Jahre. In der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges boomte die Wirtschaft in den USA, was sich unter anderem enorme auf die Spielzeugindustrie auswirkte. Neben zahlreichen Spielzeugtrends wurde die Industrie auch aufmerksam auf das Skateboard. Im Jahre 1959 veröffentlichte die Firma Roller Derby das erste kommerzielle Skateboard mit neuen technischen Entwicklungen. Dadurch wurden die Fahreigenschaften der Boards verbessert und neue Manöver und Tricks entstanden.

Die 1960er Jahre

Die 1960er Jahre

Zwischen den Jahren 1959 und 1965 breitete sich die erste Skateboard-Welle in den USA aus. Besonders betroffen waren die Staaten an der Ost- und Westküste. Aus einem Spielzeug entstand dank der industriellen Entwicklung ein Sportgerät und im Jahre 1962 verkaufte der Surfshop „Val-Surf“ im Norden Hollywoods erstmals selbstproduzierte Skateboards. Die Form dieser Bretter ähnelte noch den Surfboards dieser Zeit, dennoch zählten sie zu den ersten erhältlichen Komplett-Skateboards, auch wenn bei diesen Brettern noch Rollschuhachsen verbaut wurden. Im gleichen Jahr entwickelte die Firma Patteson-Forbes das erste industriell produzierte Komplett-Board mit weiterentwickelten Achsen. Larry Stevenson, Herausgeber des „Surf Guide“ Magazins, bewarb erstmals 1963 Skateboards in seiner Zeitschrift. Auch die Bekleidungsindustrie spezialisierte sich immer mehr auf Skateboarding. Die Schuhfirma Vans zum Beispiel wurde 1966 in Kalifornien gegründet und seither liegt der Fokus des Brands auf die Herstellung von Skate-Schuhen. Spezielle Sohlen und Designs sollten schon damals die Skater bei ihren Manövern unterstützen. Heute zählt Vans neben Etnies, Converse und DC Shoes zu den etabliertesten und bekanntesten Skateboard-Firmen der Welt und erreichte Kult-Status. Ein weiteres bahnbrechendes Ereignis im Jahre 1963 war der erste „Skate-Contest“ in Hermosa Beach, Kalifornien.

Vans Old School

Skateboarding war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nur eine Art herumzurollern und zu cruisen. Die zahlreichen Skater wollten ihr Können immer mehr zur Schau stellen und die Skate-Firmen suchten sich bei den Contests die besten Skater für ihre Teams, welche sie dann mit ihren Boards oder ihrer Kleidung ausstatteten. Das „Sponsoring“ war geboren und etablierte sich seit dem immer weiter. In den verschiedensten Disziplinen, wie Slalomfahren um Hütchen herum oder akrobatischen Übungen auf dem Brett, konnte man als Gewinner eines Contests damals bis zu 500 US Dollar gewinnen. Das war damals echt viel! Zu dieser Zeit entstand auch das erste reine Skateboarding-Magazin. „The Quaterly Skateboarder“ veröffentlichte detaillierte Berichte und Fotostrecken für die gesamte Skateboard-Szene.

Der Stil des Skatens entwickelte sich stetig weiter und die damaligen Skateboard-Produzenten experimentierten mit verschieden Formen und Materialien. Larry Stevenson präsentierte Ende der 1960er Jahre das „Kicktail“ als eine Innovation des Skateboard-Decks. Diese setzte sich durch und wurde dank der besseren Lenk- und Manövrierfähigkeit auch von anderen Firmen kopiert.

Old School Boards
Die 1970er Jahre

Die 1970er Jahre

Eine nächste Innovation und der Auslöser für den zweiten Boom des Skateboardings war die Urethan-Rolle. Der Skater und Surfer Frank Nasworthy experimentierte mit Urethan-Rollen und stellte schnell das bessere Fahr- und Lenkverhalten der Rollen fest. Im Jahre 1973 gründete er die Firma „Cadillac-Wheels“, produzierte seine eigenen Rollen und verkaufte diese an verschiedene Surfshops. Es folgten weitere Firmen, die Skateboard-Rollen aus Urethan herstellten und auch die Eigenschaften der Skateboard-Achsen wurden weiterentwickelt. Die neueren Skateboards ließen sich leichter steuern und die Skater entwickelten neue Tricks und alle Manöver wurden immer smoother und stylischer. Das Skateboard entfaltete sich als Verkaufsschlager und verschiedenste Disziplinen wie Freestyle, Downhill oder Slalom erlebten eine echte Hochphase. Neue Mags für die Skate-Szene kamen an den Start, wie das „Skateboarder Magazine“ von 1975 und neue Events wurden ins Leben gerufen. Im Jahre 1976 weihten Skater in Florida den ersten künstlich angelegten Skatepark ein. Rasch entstanden neue Parks mit neuen Elementen wie vertikale Rampen und Kicker. Verschiedenste Varianten des Springens mit dem Skateboard wurden immer populärer und traditionelle Disziplinen wie Slalom-Fahren verloren an Beliebtheit.

Gadillac Wheels

Mitte der 1970er Jahre erreichte die zweite Hochphase des Skatens auch Deutschland. Die amerikanischen Soldaten brachten den Trend nach Deutschland und München wurde 1976 das erste deutsche Skateboard-Zentrum. Es folgten auch die ersten Skateboard-Produkte in den deutschen Geschäften. In München folgte der Bau des Skate-Parks München-Neuperlach und erste Skateboard-Magazine wurden veröffentlicht. Die ersten deutschen Skateboard-Meisterschaften fanden 1978 in München statt. Dabei wurde erstmals ein Contest im Halfpipe-Skaten durchgeführt. Das Skaten in Halfpipes ermöglichte neue Tricks und viele neue Variationen.

Diese neuen Facetten des Skatens brachten eine Weiterentwicklung des Skateboard-Zubehörs mit sich. Die Bretter wurden breiter, um mehr Standfläche zur Verfügung zu haben und zudem fand das Concave verstärkt Anwendung. So verbesserte sich die Stabilität und das Lenkverhalten. Dank der Airs beim Pipe-Fahren waren die Unterseiten der Skateboard-Decks oft zusehen. Das nutzen die Brands und gestalteten die Decks voller Kreativität.

Ende der 1970er Jahre erfand Alen Gelfand den „Ollie“. Dieser Trick war eine der größten Innovationen im Skateboarding und gilt als „greatest Skateboard trick ever invented“. Es waren ab diesem Zeitpunkt völlig neue Trickvariationen möglich, welche das Street-Skateboarding neu definierten. Ab diesem Zeitpunkt war nichts mehr vor den rollenden Jungs sicher.

Alen Gelfand - Ollie
Die 1980er Jahre

Die 1980er Jahre

Rodney Mullen war zu Beginn der 1980er Jahre einer der ersten Fahrer, der den Ollie für Manöver auf die Straßen übertrug und er verbreitete damit einen neuen Stil des Skatens – das Street-Skateboarding.

Rodney Mullen

Um die Jahreswende von 1979 auf 1980 erlebte das Skateboarding trotz aller Weiterentwicklungen einen nächsten Rückgang. Viele Parks und Anlagen mussten wegen steigender Versicherungskosten schließen und neue Trendsportarten wie das BMX-Fahren erreichten immer mehr Popularität und Anhänger. Dennoch blieben die Core-Skater weiter dabei und Street-Skateboarding entwickelte sich immer mehr und wurde immer beliebter.

Die Stadt mit ihrer urbanen Architektur wurde immer mehr zum Terrain der Street-Skater. Berichte über Street-Skaten veröffentlichte vor allem das 1981 gegründete Thrasher Magazine. Getreu nach dem Motto „Skate And Destroy“ richtete sich dieses Mag an die Core-Skater. Das Thrasher Magazine publizierte neben zahlreichen Berichten und Bildern auch Information über verschiedene Bands und Musikstile und deren Verbindung zur Skate-Szene. Gegenüber des rebellischen Thrasher Magazins stand das Transworld Skateboarding Magazine, welches es 1983 erstmals zu kaufen gab. Zusammen mit weiteren kleineren Magazinen stieg die Popularität von Skateboarding wieder stetig an. Eine globale Verbreitung neuer Tricks und ungesehener Skate-Manöver ermöglichten die ersten Skate-Videos im VHS-Style.

Thrasher

In Deutschland entwickelte sich Skateboarding vor allem durch Titus Dittmann weiter. Der junge Skateboarder Dittmann aus Münster bachte den Sport und das zugehörige Material im Anschluß an einen USA Aufenthalt mit nach Deutschland. Nicht nur der Import von Skate-Produkten, sondern vor allem auch die zahlreichen Events die er hierzulande veranstaltete, trugen zum wachsenden Bekanntheitsgrad von Skateboarding in der Bundesrepublik bei. Der Münster Monster Mastership entwickelte sich zu einem der größten internationalen Skate-Wettbewerbe der damaligen Zeit. Ab diesem Zeitpunkt orientierten sich auch die jungen Skater immer mehr am amerikanischen Vorbild.

In den USA boomte die Skateboard-Branche und es ließ sich ab Mitte der 1980er Jahre als professioneller Skateboarder mehr und mehr Geld verdienen. Es gründeten sich immer mehr Skate-Brands und es fanden immer mehr Events statt. Ende der 1980er Jahre dominierten die Firmen Powell-Peralta, Santa Cruz und Sims/Vision den internationalen Markt der Szene. Die Skate-Mode, die neben den Boards jetzt vor allem auch Schuhe von Vans, Converse oder Vision zu ihrem Markenzeichen bestimmte, wurde von diesem Zeitpunkt an auch von Nicht-Skatern getragen. Skateboarding war in der gesamten Gesellschaft angekommen.

Powell Peralta

Ab Mitte der 1980er Jahre war Skateboard-Fahren in den USA und auch in Deutschland absolut angesagt. Im Jahr 1985 besuchten rund 1000 Zuschauer den Monster-Mastership und es gab vermehrt internationale Wettbewerbe, an denen auch deutsche Profi-Skater teilnahmen. Die globale Szene vereinte sich und lebte ihre Subkultur über die nationalen Grenzen hinaus. Ende der 1980er Jahre gab es schätzungsweise 2 – 3 Mio. Skater. Tendenz: steigend. Die Top-Pro´s wurden als Superstars gefeiert, verdienten teilweise über 200.000 DM im Jahr und besaßen Häuser mit eigenen Ramps im Garten. Das Vert-Skaten wurde vom Street-Skaten abgelöst und es war ein Stilwechsel erkennbar. Der „World Cup ´88“ in der Münsterland-Halle signalisierte den Höhepunkt des Skateboardings in Deutschland. Keine europäische Skate-Szene zu diesem Zeitpunkt war mehr ausgeprägt als die deutsche.

Ab den 1990er Jahren

Ab den 1990er Jahren

Durch die Zunahme an verschiedenen Trendsportarten durchlebte Skateboarding zum Beginn der 1990er Jahre eine weiter Tiefphase. Viele Skater verließen die Szene und Skateboarding kehrte etwas mehr zu seinen Wurzeln zurück. Das Skateboarding blieb aber dank der sich rasch entwickelten Digitalisierung weiterhin in der Öffentlichkeit präsent. Viel mehr Skater als in den Rezessionsphasen der 1960er und 1970er Jahre skateten weiter und überlieferten den „Geist“ des Skateboardings an die Nachwuchsgeneration. Danke!

Ab Mitte der 1990er Jahre erlebte das moderne Skateboarding eine nächste Hochphase, welche bis heute anhält. Es wurden Mega-Events, wie die Skateboarding X-Games ins Leben gerufen, die weltweit im TV vom amerikanischen Sender ESPN ausgestrahlt werden und auch den Nicht-Skatern Zugang zur Skate-Szene verschaffen. Street-Skaten wurde die am meisten beachtete Disziplin und andere traditionelle Bereiche, wie zum Beispiel Slalom, verschwanden nahezu gänzlich. Durch die zahlreichen Printmedien, das Fernsehen und vor allem das Internet verstärkte sich die Popularität der verschiedenen Skate-Bereiche sowie der Skate-Kleidung. Es gründeten sich unzählige Skate-Firmen wie Chocolate, Girl Skateboards, oder Flip Skateboards in den 1990er Jahren, die die Entwicklung der Skateboard-Materialien weiter vorantrieben. Es entstanden neue Skate-Parks und Skate-Hallen und so war Skaten auch in Deutschland das ganze Jahr über möglich. Im Jahre 1999 gab es in Deutschland über 60 Skate-Parks und immer neue eröffneten. Aufgrund der vielseitigen Möglichkeiten steigerte sich auch das Level der Tricks und Manöver rasant weiter. Sie wurden härter, höher und technischer und jeder große Contest brachte neue Stars hervor. Profi-Skateboarder und Szene-Ikonen wie Tony Hawk und Rodney Mullen verdienten so viel Geld wie europäische Fußballerspieler oder Basketballspieler der NBA.

Reynolds & Koston

Weitere Kennzeichen sind die großen und weltweit bekannten Events der „Street-League“. „Street League Skateboarding“ ist eine Contest-Serie für internationale Skate-Profis. Hier treten nur die Besten der Besten wie Nyjah Huston, Luan Oliviera, Chris Joslin, Ishod Wiar oder Tory Pudwill im Bereich Street-Skateboarding an. Dank der Preisgelder von mehr als 200000 US Dollar für den Gewinner und Besucherzahlen um die 10000 Menschen bei den „Street League“ Veranstaltungen ist Skateboarding zum Profi-Sport mutiert.

Street League

Wie auch in den USA ist das Street-Skaten die populärste Disziplin bei Wettkämpfen in Deutschland. Eine eigene und unabhängige europäische und deutsche Skateboard-Szene mit eigener Industrie, eigenen Profi-Skatern und einer nationalen Contest-Reihe beweist, was Skateboarding für eine große Rolle in unserer Gesellschaft spielt.

Skateboarding ist für viele zum Beruf geworden. Aufgrund der steigenden globalen Vernetzung innerhalb der Skate-Szene wird Skateboarding auch in Zukunft wachsen und weitere Innovationen hervorbringen. Aber für die meisten unter uns ist und bleibt Skateboarding ein Hobby und eine Lebenseinstellung. An dieser Stelle bleibt uns nur zu sagen:

Thank you Skateboarding!